Rheuma & Co. – Was ist das?
Umweltgifte, Stress, falsche Ernährung – bei immer mehr Menschen attackiert das Immunsystem den eigenen Körper, statt ihn zu beschützen.
Die Medizin kann diese Krankheiten lindern, aber meist nicht heilen. Doch die Forschung geht rapide voran und die Medikamente werden immer besser und effektiver. Aber man kann auch selbst einiges tun, um solche Krankheiten zu vermeiden und zu lindern.
Das Immunsystem ist eines der vielen, großen Wunder, das unser Körper beherbergt. Unermüdlich wehrt es Angriffe von Krankheitserregern und Schadstoffen ab. Es säubert den Körper von abgestorbenen Zellen, die dem Organismus schaden könnten. Damit die Körpereigene Schutztruppe so wie ein gutes Fußballteam perfekt zusammenspielt, müssen alle Spieler fit sein. Gerät nur ein Spieler aus dem Tritt, funktioniert das ausgeklügelte System nicht mehr. In Deutschland leiden über vier Millionen Menschen an einer Autoimmunerkrankung. Die Abwehrzellen reagieren gegensätzlich. Sie greifen Organe, Gewebe, Nerven oder die Gelenke an. Über 60 verschieden Erkrankungsformen sind bereits bekannt, Tendenz steigend. Erst vor kurzem fanden Forscher heraus, dass auch bei der Arteriosklerose Autoimmunerkrankungen eine Rolle spielen.
Viele dieser Erkrankungen sind für den Menschen äußerst gefährlich. Eine Arteriosklerose erhöht extrem das Risiko für einen Herzinfarkt, die Nervenerkrankung multiple Sklerose führt zu Lähmungen und im schlimmsten Fall sogar zum Tod des Patienten und rheumatoide Arthritis zerstört die Gelenke. Autoimmunerkrankungen lassen sich nicht heilen und treten meist in Schüben auf. Viele von ihnen lassen sich jedoch gut behandeln.
Warum das Immunsystem sich gegen den Körper wendet, ist immer noch nicht sicher erforscht. Die genetische Veranlagung ist ein wichtiger Faktor. Nicht jeder, in dessen Familie bereits Autoimmunerkrankungen vorkommen, muss an einer solchen erkranken, dass Risiko ist aber deutlich höher als bei Menschen, die nicht familiär vorbelastet sind. Frauen erkranken wesentlich häufiger als Männer. Eventuell sind die weiblichen Sexualhormone ein Trigger, der an der Störung des Immunsystems beteiligt ist. Viele Faktoren spielen eine Rolle, ob und wann eine Erkrankung ausbricht. Umweltgifte, ungesunde Ernährung, chronische Störungen der Darmschleimhaut, vermehrte UV-Strahlungen, Virusinfektionen und permanente Stressbelastung irritieren die Balance des Immunsystems.
Erschöpfung, Juckreiz, Ziehen in den Gelenken, Kribbeln in Armen und Beinen- die Beschwerden variieren je nach Erkrankung. Anfangs sind sie meist sehr unspezifisch und werden oft als harmlose Unpässlichkeit abgetan. Doch mit der Zeit werden die Beschwerden immer schlimmer und treten immer häufiger auf, solange, bis sie nicht mehr ignoriert werden können.
Die Behandlung der Schulmedizin
Als klassische Medikamente werden immunbremsende Mittel wie Cortison, spezielle Immunsuppressiva, Antirheumatika und Chemotherapeutika eingesetzt. Sie lindern Schmerzen, unterdrücken entzündliche Prozesse und verlangsamen den Krankheitsverlauf.
Oft haben diese Medikamente jedoch gravierende Nebenwirkungen. Magen-Darm-Beschwerden, Haarausfall, Leber-oder Nierenschäden sowie erhöhte Infektanfälligkeiten sind eher die Regel als die Ausnahme. Effektiver und verträglicher sind moderne Medikamente, sogenannte Biologicals. Sie greifen gezielter in die immunologischen Mechanismen der Erkrankung ein, blockieren z. B. nur einen Entzündungsstoff, statt das ganze Immunsystem lahm zu legen. Da diese Medikamente sehr teuer sind, werden sie von den Krankenkassen zwar übernommen, aber erst, wenn Cortison und Co. nicht mehr helfen oder die Nebenwirkungen zu extrem sind.
Durch einige Naturheilmittel-und Therapien lässt sich die Einnahme von starken Medikamenten verringern. Enzyme, Andioxidanten wie Selen, Vitamin C, Vitamin E, Omega-Fettsäuren, Teufelskralle, Weihrauch-oder Eigenbluttherapien sind natürliche Helfer, deren positiven Wirkungen bekannt sind. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass auch Akupunktur und die Traditionelle Chinesische Heilmedizin das Immunsystem ausbalancieren und schmerzlindernd wirken.
Eine weitere Linderung von Autoimmunerkrankungen kann eine homöopathische Behandlung bringen. Auch hier stellt der Therapeut durch eine ausführliche Anamnese des Patienten die Grundlage für die Dosierung der Potenzen. Homöopathie-Experten raten außerdem zu einer homöopathischen Entgiftungskur, um die Regulationsfähigkeit des Körpers zu stärken. Für Anhänger der reinen Schulmedizin wird die Homöopathie als unwissenschaftlich, esoterisch und wirkungslos abgetan. Es gibt jedoch viele Patienten, die durch ihr Homöopathilum deutlich weniger Medikamente brauchten – in seltenen Fällen sogar keine mehr. Als begleitende Therapie ist sie deshalb zu wie die Naturheilmittel zu empfehlen.
Gelassenheit erhält die Gesundheit
Wissenschaftler der Psychoneuroimmunologie haben nachgewiesen, dass es eine Verbindung zwischen Stress und Autoimmunerkrankungen gibt. So sind dauergestresste, emotional stark belastete Menschen und Perfektionisten besonders anfällig für soche Erkrankungen. Sie sollten mehr als andere auf eine ausgewogene „Work-Life-Balance“ und ausreichend Ruhepausen achten. Infekte sollten richtig auskuriert werden, Freizeitsport nicht zur Hochleistung ausarten. Yoga, Meditation oder ruhige Sportarten wie Walking oder Golf wirken entspannend und stressabbauend. Wissenschaftlich erwiesen ist auch, das Lachen, Beten und bewusstes Atmen wirkungsvolle Immunstabilisatoren sind.
Auch unser Denken beeinflusst das Nervensystem und die Hormone. Und damit auch unsere Gesundheit. Negative Glaubenssätze sollten zu positiven umformuliert werden. Aus „Das schaffe ich nie“ wird z.B. ein „Mit Ruhe gelingt mir das“.
Es gibt vieles, was die Psyche aus der Bahn werfen und damit den Ausbruch einer Auto- immunerkrankung begünstigen kann. Nicht immer ist das allein zu bewältigen, dann ist professionelle Beratung sinnvoll. Eine Verhaltens-oder Familientherapie kann helfen, Probleme zu lösen, das Leben wieder in den Griff zu bekommen und damit die Psyche zu stabilisieren.
Die Ernährung ist das A und O
Eine ausgewogene und gesunde Ernährung hält das Immunsystem fit und ermöglicht erst einen reibungslosen Ablauf aller Körpersysteme. Bei einer Autoimmunerkrankung sollte ein Ernährungstagebuch geführt werden, um mögliche Zusammenhänge von Krankheitsschüben und Lebensmitteln aufzudecken. Mit einer auf die Krankheit abgestimmten Ernährung können Schmerzen gelindert und Krankheitsschübe gemildert werden.
Es gibt viele Möglichkeiten, sich selbst zu helfen und sein Leiden zu mindern. Wichtig ist vor allem, sich mit der Krankheit auseinander zu setzen und den Kampf aufzunehmen. Eine positive Lebenseinstellung ist zwar oft nicht leicht, aber unabdingbar, um das Leben mit einer Autoimmunerkrankung gut zu meistern.